Fotoausschnitt Stadtverwaltung Grünberg

Die Grünberger Großgemeinde besteht, neben Grünberg, aus den Orten Beltershain, Göbelnrod, Harbach, Klein-Eichen, Lardenbach, Lehnheim, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Stangenrod, Stockhausen, Weickartshain und Weitershain.
2022 feierte die Stadt ihr 800jähriges Bestehen seit der urkundlichen Ersterwähnung 1222 und zugleich 50 Jahre Großgemeinde Grünberg.
Neben dem jährlich stattfindenden Gallusmarkt ist das hessische Städtchen nahe Gießen aber auch ganzjährig einen Ausflug wert; hier z.B. der Marktplatz von Grünberg.

Foto: Oliver Vogler

In 2022 boten zahlreiche andere Vereine über das ganze Jahr verteilt Veranstaltungen an. Aufmerksam machen, da bleibend, möchten wir auf die Wanderwege des VHC Grünberg, insbesondere auf den 10 km langen Glücksweg.

Nun aber zur Geschichte:
Landgraf Ludwig III. von Thüringen gründete Grünberg, um seinen Besitz im Süden gegen die feindlichen Mainzer Erzbischöfe zu schützen. Denn der Platz liegt dazu günstig auf einem Plateau, das nach drei Seiten steil abfällt.
1186 wurde die Burg Grünberg erstmal urkundlich erwähnt. 1195 bereits wurde die Anlage von Mainzer Truppen zerstört. Beim Wiederaufbau wurde größer geplant und von vornherein eine umgebende Stadt geplant. 1222 erstmals urkundlich erwähnt, lag die landgräfliche Burg, nahe dem Südhang. Innerhalb der Stadtmauer.

Die bürgerlichen Wohnbezirke schlossen sich an, während im relativ ungeschüzten Norden Klöster der Antoniter und Franziskaner entstanden. Wollte jemand die Stadt von dort angreifen, hätte er unweigerlich den Kirchenbann auf sich gezogen.
Schon 1230 war Grünberg Münzstätte. 1254 trat der Ort, zusammen mit den viel größeren Marburg und Alsfeld, dem “Rheinischen Städtebund” bei. 1272 stelle der hessische Landgraf Heinrich I. den Grünbergern einen Freiheitsbrief aus, der die städtischen Rechte bestätigte, allen Bürgern Freizügigkeit verlieh und sie unmittelbar seiner Gerichtsbarkeit unterstellte. 1324 baute man eine Wehrmauer, die auch den Teil der Neustadt einschloss.
Bereits 1353 wurde die erste Schule eingeweiht und gegen Ende des 13. Jahrhunderts die gotische Marienkirche errichtet. 1370 und 1390 verwüsteten zwei Großbrände die Stadt, die dann mit landgräflicher Unterstützung recht bald wieder erstand. 1419 wurde für eine zentrale Wasserversorgung in der Stadt gesorgt, indem aus einem 60 m tiefen Brunnen Quellwasser mechanisch auf den Berg gepumpt wurde. 1481 stiftete Kaiser Friedrich III einen alljährlichen Markt, der 8 Tage andauern sollte. Noch heute findet am Gallus-Tag, dem 16. Oktober, der Gallusmarkt statt.
Zwischen 1524 und 1527 wurde Grünberg lutherisch. Der Landgraf löste daraufhin die katholischen Klöster auf. Das Antoniterkloster wurde zu einem Witwensitz umgebaut, das Augustinerkloster wurde städtisches Hospital. Zu der Zeit wurden zwei weitere Lehrer eingestellt, so dass die Mädchen jetzt Elementarunterricht erhielten. Ursprünglich wurde das Haus als Schmiede genutzt – die noch – bis 1967 genutzt – im Originalzustand zu sehen ist.
Aus dem Jahr 1530 stammt eines der ältesten Häuser Grünbergs: das “Haus der Zünfte” in der Judengasse 5. Hier werden heute verschiedene Handwerke, deren Werkzeuge und Einrichtungen vorgestellt.
1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt.
Nach dem 30jährigen Krieg (1618 bis 1648) und einer Pestepidemie waren es nur noch 220. Damals ließ der städtische Rat über 100 Häuser abreißen. Personell geschwächt und da sich die politischen und wirtschaftlichen Zentren verlagert hatten, erholte sich Grünberg nur langsam. Der Ort wurde eine, für Oberhessen typische, Ackerbürgerstadt.
Nachdem die gotische Kirche 1816 eingestürzt war, wurde 1846 mit dem Bau der Barockkirche begonnen, die diesen Ackerbürgeraspekt deutlich zeigt.
Allmählich gewann Grünberg wieder an Bedeutung, war sogar eine Zeit lang Kreisstadt. Jetzt war die wirtschaftliche Grundlage nicht mehr die Lage an einer bedeutenden Handelsstraße von Frankfurt Richtung Mitteldeutschland, sondern das örtliche Handwerk – insbes. die der Weber und Schuster. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich dann erste Textilfabriken an.
Interessant das Museum, das u.a. an die Oberhessische Eisenbahngesellschaft erinnert, die von 1869 Strecken von Grünberg nach Gießen, ab 1870 nach Alsfeld und ab 1871 nach Fulda betrieb. 1896 kam die Lumdatal-Bahn und zuletzt 1909 die Butzbach-Licher-Eisenbahn dazu. Mit der Seental-Eisenbahn und der Strecke Mücke-Laubach wurden 1904 die Haltestellen Stockhausen und Weickartshain / Seebrücke bedient.

Eine moderne Wasserversorgung mit Hausanschlüssen gab es ab 1896, elektrisches Licht ab 1913.
In den folgenden Jahrzehnten entstanden neue kommunale Einrichtungen, wie Schulgebäude und ein öffentliches Schwimmbad.
Im 2. Weltkrieg (1939 und 1945) wurden durch 2 Bombenangriffe zahlreiche Gebäude zerstört, 150 Einwohner starben.
Nach dem Krieg wurden 800 Flüchtlinge integriert, auch indem Wohnraum für sie geschaffen wurde. Bald kamen bei den Bauaktivitäten die von Industriebetrieben hinzu.
1969 wurde die Grünberger Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern umfassend saniert. Heute ist es ein Wohn- und Einkaufsort. Heute hat der Luftkurort 14.700 Einwohner.

Neu in Grünberg ein WohnmobilPark mit interessanten Hinweisen zu Grünberg und Umgebung auf der Internetseite.

Quelle: Gießener Zeitung, 12. 3. 2022

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert