Nach dem Moor nach Lauterbach

Der Ankerturm ist um einiges älter (1266) als der Strolch und das Lied vom verlorenen Strumpf

Den Rückweg (siehe vorhergehenden Artikel, Nachrichten vom 29. Mai) nahmen wir über Lauterbach, das wir – oh Schande! – beide nicht kannten. Es liegt 25 km nordöstlich vom Hoherodskopf.
Wir parkten in der Bahnhofstraße, stiegen aus und wunderten uns: Lauterbach ist gar nicht laut! Es war sogar ungewöhnlich still am Rande der Innenstadt. Nun, der Name kommt ja auch nicht vom Geräusch, sondern von der Lauter, die den 14.000 Seelen großen Ort *1) durchfließt. Lauter heißt rein, sauber. Nach den Regenfällen war der 28km lange Fluss (der in die 13km lange Schlitz fließt, die wiederum in die Fulda mündet und dann als Weser ihre Fracht in die Nordsee trägt) zwar trübe, aber die hohe Fließgeschwindigkeit verspricht klares, sauberes Wasser, was man an den Stromschnellen erkennen kann.

Zum Absatz 3: Die Leinenweber Lauterbachs waren schon im Spätmittelalter die größte Handwerksgruppe der Stadt – mit einem sehr guten Ruf.
Im 16. Jahrhundert verkauften sie ihr Leinen bis nach Frankfurt auf die Messen.
Im 18. Jahrhundert lebten und arbeiteten in Lauterbach rund 320 Webmeister – bei 2400 Einwohnern. Danach übernahmen zunehmend die Leinenhändler die Kontrolle …….mit rund 3500 Webstühlen im ganzen östlichen Vogelsbergkreis. Die Weber webten Hemden, Bettzeug und Segeltuch im Akkord, hauptsächlich für den Export. Für ihre Arbeit erhielten sie ungefähr 34 Gulden im Jahr*2).
Zu wenig zum Leben. Die Leinenweber gehörten bald zur größten und ärmsten Zunft in Lauterbach und Umgebung.

*2) Nach dem heutigen Geld wäre 1 Gulden etwa 10€ wert Quelle: 193.171.252.18/www.kidsweb.at/waehrung/



Die Stadt hat wie viele ober- und osthessische Städte noch viel Fachwerk, aber auch ungewöhnlich viele Barockbauten, die die Familie derer von Riedesel einst bauen ließ. Der Name von Riedesel ist auch heute noch überall präsent, inbesondere an den sehr hochwertigen Schautafeln in der Stadt. Aber auch die städtischen Gremien sind interessant, die ich so hier im Osten Hessens nicht erwartet hätte.

Blühstreifen an der Mauer: Hier wurde ein Spalt von 10-15cm Breite optimal genutzt

Und an Stelle eines traditionsreichen Cafés, das gerade renoviert wurde, sprang die “Konkurrenz” ein, wofür die Stadt problemlos Räume zur Verfügung stellte.

Aus der “Oberhessischen Zeitung” vom 24. April 2024:

“In den Remisen und unter dem Torbogen zum Hohhaus-Garten soll es als sogenanntes »Pop-up-Café« – für einen begrenzten Zeitraum – betrieben werden – solange das traditionsreiche Café Stöhr wegen Umbau- und Sanierungsarbeiten in direkter Nachbarschaft nicht zur Verfügung steht”.
Oberhessische Vogelsbergkreis

Es, das ist das Café “Heimat”, in dem wir einkehrten und zu moderaten Preisen gut bedient wurden.

Im oben erwähnten Hohaus-Garten gibt es ein Geotop, das das Ansehen und Lesen wert ist.

Die unten verlinkte Lauterbach.maps gefällt mir außerordentlich gut. Man findet alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten auf einer Karte, und wenn man drauf klickt, erscheint ein Foto mit Erläuterungen sowie der Standort. Ganz einfach.

*1) Lauterbach Hessen; Lauterbach Hessen Stadtverwaltung

https://lauterbach.maps. interaktiv

Fotos Eveline Renell

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