Schloss Welda – bedeutendes Zeugnis der Barockzeit

Schloss Welda bei Warburg in NRWFoto: WB im Westfalenblatt Nr. 103 vom 4. Mai 2021

Welda (in NRW) liegt über die L3075 nur 6 km von Volkmarsen (Hessen) entfernt.
Von Biebertal aus sind es dorthin 124,0 km über die B252; 1 h 39 min.

Foto: Welda.de/Startseite
Foto: Volkmarsen.de/Startseite

Von Welda aus, vorbei an der Wittmarkapelle, wo wir oft einen STOP einlegten, fuhren wir als Jugendliche mit dem Rad zum Sauerbrunnen nach Volkmarsen, wo man sich damals an der Quelle unentgeltlich Sprudelwasser abfüllen konnte. Meist aber ging es im Sommer ins Schwimmbad unterhalb der Kugelsburg. In Welda selbst verbrachten wir als Kinder die meiste Zeit auf dem Fußballplatz, wanderten in den umliegenden Wäldern; ach ja, arbeiteten auf dem Feld, im Garten, gingen in der Kirche und zum Bach, den wir stauten, um Schiffe aus Binsengras schwimmen zu lassen oder zu baden.

Hinter einer Mauer verborgen, war das Weldaer Schloss mit den Marschställen, den beiden Kavaliershäusern, Scheunen und einem gläsernen Gewächshaus, ein Ort kindlicher Neugier. Damals habe ich nie herausgefunden, wer dort wohnt oder was dort wirklich los ist. Das Gelände wirkte ungepflegt, heruntergekommen, aber doch irgendwie mystisch und respekteinflößend. Eigentlich wusste ich nur, dass mein Vater dort in seiner Jugend, im Arbeitsdienst verpflichtet wurde und als Knecht in der Landwirtschaft mit Pferden gearbeitet hatte.
Nun bekam ich Zeitungen zugespielt, die mich zu einer Zeitreise anregten:

In der wechselvollen Geschichte des Hauses aus dem Jahre 1734, so weiß ich heute, lebten mehrere Adelige – unter anderem aus Frankreich -, Mönche des strengen katholischen Trappisten-Ordens und Obdachlose. Die aktuelle Eigentümerfamilie Fauerbach saniert das im Wasser auf Eichenstämmen stehende Gebäude vorbildlich und gestaltet es zu einem Mehrfamilienhaus für gehobene Ansprüche um. Wie die Einblicke über den Link Schloss Welda zeigen, finden im Schloss mittlerweile Kulturveranstaltungen statt und im Mai 2021 hat der Warburger Verein für Geschichte und Denkmalschutz das Barockschloss zum Denkmal des Monats erkoren.
1734 – 1936 ließen Hermann Adolph von Haxthausen sowie seiner Frau Agnes Ursula Lucia Helena von der Lippe zu Vinsbeck das Gebäude nach dem Vorbild des Wasserschlosses in Vinsbeck erbauen; Architekt war der Hildesheimer Dombaumeister Justus Wehmer. In Welda jedoch bekam das Ensemble eine H-förmigen Umriss mit quadratischen und von drei Seiten belichteten Eckzimmern, zwei Vollgeschossen über einem Erdgeschoss-Sockel, Portale mit vorgelagerten Freitreppen, mächtige, mit Wesersandsteinplatten gedeckte Walmdächer und eine Gräfte (westfälische Bezeichnung für einen Wassergraben – ursprünglich zur Verteidigung gedacht).

Steinbrücke auf der Rückseite des Schlosses
Foto: Dieter Scholz, NW Warburg, 8. Mai 2021
Stich (Lithographie) von 1840
Foto: Ph. Herle – http://www.schloss-welda.de/10758.html

Den figürlichen Schmuck am Haus schuf der Kasseler Bildhauer Johann Georg Köttschau. Der heute nicht mehr erhaltene Barockgarten, den alte Stiche noch zeigen, entstand 1738. Eine Orangerie vollendete 1754 den Bau.
Nach dem Tod von Herman Adolph 1768 fiel der Besitz an seine Schwester Ludowine von Haxthausen, Äbtissin des adeligen Kanonissenstiftes in Geseke. Nach deren Tod erbte Wilhelmine von Haxthausen, die als Stiftsdame in Metelen lebte. Sie vermietete das Schloss 1801 an aus Frankreich vertriebene Trappisten, die dort eine Erziehungs-anstalt für 73 Zöglinge einrichteten. Diese wurde 1803 durch die Preußen geschlossen. Wilhelmines Sohn Franz Ferdinand von Brackel (1790-1873) erbte das rund 20.000 m² große Gut. Er ließ neue Gebäude bauen und 1858 wurde die Twistemühle zur Nagel- und Drahtfabrik.

Als nächste Eigentümer folgten Sohn Georg Hugo Clemens von Brackel (1828-1883) und dessen Sohn Bruno Klemens Karl von Brackel (1875-1951). 1931 musste er Insolvenz anmelden, wodurch die 143 jährige, vier Generationen dauernde Familienherrschaft über den Gutshof endete. Bei einer Zwangsversteigerung kaufte der Verein katholischer Arbeiter-Kolonien in Westfalen das Gut 1932. Franziskaner-Mönche bereiteten dann dort etwa 100 Obdachlose auf das Arbeitsleben vor. Während der NS-Zeit geriet der Verein in Schwierigkeiten und verkaufte 1938 an den Diplomaten Reinhard Henschel, einen Sohn der Industriellenfamilie Henschel aus Kassel. Er richtete auf dem Gelände eine Gärtnerei ein und ließ den Außenputz des Gebäudes entfernen.
1950 zog Hermann Busch ins Schloss. Die Familie konzentrierte sich auf den Gärtnerbetrieb. 1974 veräußerte Renate Busch, nach dem Tod ihres Mannes, einen Teil der Orangerie an Mitglieder der Benteler-Familie, wohnte aber weiter in dem nun stark sanierungsbedürftigen Schloss. Nach ihrem Tode kaufte 1990 der Lungenfacharzt Dr. Malouche auf Frankfurt das Anwesen, verkaufte es dann 1996 an die Architekten- und Künstlerfamilie Brigitte und Klaus Fauerbach. Diese sanierten die Gebäude, nebst 140 m² großen, 6 1/2 m hohen, Rokokosaal und Park, binnen 6 Jahren. Sie errichteten 11 großzügig geschnittene Wohnungen (heute mit Gasheizung) in Haupt- und Wirtschaftsgebäuden und zogen selbst in das hochherrschaftliche Schloss mit 6 offenen Kaminen, Kachelöfen und 24 Kaminzügen ein; veranstalteten Konzerte und stellten die Räumlichkeiten für Hochzeiten zur Verfügung.

All das ist für mich nun schon sehr lange her, vieles hat sich verändert; aber eine Reise am Wochenende dorthin lohnt allemal. Wer Lust hat Inliner oder Rad zu fahren: die ehemalige Bahnstrecke ist zu einem ebenen Fuß- und Radweg geworden. Auch der Besuch der Altstadt von Warburg lohnt auf jeden Fall:

Foto: https://www.warburg.de/

Quellen: Westfalen-Blatt 4.5.2021; Neue Westfälische 6.5.2021 und die oben angegebenen

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