Unerwartete Begegnungen – Bunte Projekte

Ein Skulpturen-Workshop mit Erwachsenen in den Hardtgärten

Seit die VEN-Regionalgruppe Mittelhessen in den Hardtgärten (Ludwig-Schneider-Weg in Heuchelheim) ein Schaubeet pfegt, begegnen die Mitglieder auch immer wieder Menschen mit anderen Interessen. Die Kunsttherapeutin Martina Bodenmüller veranstaltete in den letzten Wochen ein Seminar mit erwachsenen Langzeitarbeitslosen, bei dem Köpfe aus Ytong-Steinen geschaffen wurden. siehe bunte-projekte.de

Im Prospekt der Arbeitsloseninitiative Gießen heißt es <Mut zur Vielfalt>. Mit Hammer, Meißel, Sägen und Raspeln könnt ihr Köpfe und Gesichter aus Porenbeton bauen!

Die Skulpturen werden am Sonntag, 7.7. bei Fluss mit Flair ausgestellt.

Fotos oben: Eveline Renell

Pressemitteilung

Mut zur Vielfalt
Erwerbslose gestalten Gesichter aus Porenbeton

In dem künstlerischen Projekt der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. bauen Erwerbslose Köpfe aus Ytong-Stein. Mit Hammer, Stecheisen, Säge und Raspel haben sich die 14 Teilnehmenden – zum Teil zum ersten Mal – an solch eine handwerkliche Arbeit gemacht und ausdrucksstarke Gesichter gestaltet. Ausgangsmaterial waren gebrauchte PorenbetonSteine aus einer Privatspende. Die Steine weisen Bruchkanten und Verschmutzungen auf,
sind teilweise noch mit Mörtel und Zement beschmiert. Man sieht ihnen die Spuren ihres „früheren Lebens“ an, wo sie in einem Schuppen im Vogelsberg verbaut wurden.
„Anstatt sie als Bauschutt zu entsorgen, werden sie hier weiterverwendet. Trotz ihres Alters und ihrer Makel bekommen sie hier eine neue Bedeutung. Und das wünschen sich die Menschen, die in die ALI kommen oft auch: dass sie trotz ihrer sogenannten Vermittlungshemmnisse noch einmal eine Chance bekommen,“ berichtet Diplom-Pädagogin und Kunsttherapeutin Martina Bodenmüller, die das Projekt anleitet. „Gleichzeitig wollen wir mit dem Titel „Mut zur Vielfalt“ zeigen, dass alle Menschen gleichermaßen wichtig und wertvoll sind, egal wo sie herkommen, wie viel sie verdienen oder welche Religion oder Sexualität sie praktizieren.“
Denn
in die Arbeitsloseninitiative kommen täglich Menschen mit ganz verschiedenen Lebensgeschichten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eine Arbeit suchen und / oder Bürgergeld beziehen. Wenn in der Gesellschaft von „dem Bürgergeldempfänger“ gesprochen wird, wird oft vergessen, welch verschiedene Lebenssituationen, Geschichten und Schicksale dahinter stecken. Der 59-jährige Metallarbeiter, der wegen eines kaputten
Rückens nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann, die 35-jährige Alleinerziehende mit 3 Kindern oder der 48-jährige Syrer, der in seinem Heimatland Ingenieur war. In der Arbeitsloseninitiative haben sie die Chance unter Menschen zu kommen, Beratung und Unterstützung zu erhalten und sich im Beschäftigungsprojekt „Begegnung und Netzwerke“ sinnvoll zu beteiligen. Dabei können sie ihre Fähigkeiten einsetzen und erweitern oder auch etwas ganz neues auszuprobieren. „Das war anfangs schwer und ungewohnt für mich und etwas gewöhnungsbedürftig. Mit zunehmender Dauer wurde es dann einfacher und hat auch Spaß gemacht“, berichtet ein Teilnehmer. „Meine Skulptur habe ich einfach ,Mensch’ genannt. Denn Menschen sind wir alle und sollten alle mit Würde behandelt werden.“

Eine andere Teilnehmerin nennt ihre Skulptur „Penenara“, was auf maori „Atem des Lebens“ bedeutet. „Ich habe dabei an Inkas, Maori und Aborigines gedacht, Völker mit einer ganz beeindruckenden Lebensweise, die aber auch oft diskriminiert werden. Man sollte sie respektieren und ihnen ihren Lebensraum zurückgeben.“ Sie beschreibt die Arbeit am Stein als meditativ und beruhigend. Eine weitere Teilnehmerin bearbeitet ihre eigene Erfahrung als alleinerziehende Mutter einer Tochter mit Behinderung in der Arbeit am Stein. „Mensch mit Herz“ heißt die Skulptur, die glücklich lächelt, aber auch oft diskriminiert worden sei. „Wir haben da sehr viel Ausgrenzung und Anfeindung erlebt. Jetzt erst kann meine Tochter damit umgehen und
darüber stehen. Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderung nicht ausgegrenzt, sondern wertgeschätzt und integriert werden.“


Mit der Ausstellung der Porenbeton-Gesichter möchten die Künstler*innen ein Zeichen setzen gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung und für Vielfalt, Respekt und Toleranz. Gebaut wurde auf dem Kinder- und Jugendbauernhof „die Hardtgärten“ wo genug Platz zum Werkeln zur Verfügung stand.
Die Skulpturen werden zum ersten Mal am 7. Juli bei Fluss mit Flair zu sehen sein, später dann am 21. September beim Herbstmarkt in den Hardtgärten und ab 27. September im Kulturbahnhof Lollar. Danach sollen noch weitere Ausstellungen folgen.



Ansprechpartnerin für Ausstellungen:
Martina Bodenmüller (m.bodenmueller@ali-giessen.de)
, alle Fotos in der Pressemitteilung

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